Der Genozid an den Tutsi Ruandas, dessen Beginn sich im April 2024 zum 30. Mal gejährt hat, ist das Ergebnis einer langen Geschichte der Radikalisierung, die mit der so genannten „Hutu-Revolution“ des Jahres 1959 zu einem ersten Höhepunkt gefunden hatte.1 Drei Begriffe waren schon in vorkolonialen Zeiten benutzt worden: „Hutu“, „Tutsi“ und „Twa“. Gemeint waren drei unterschiedliche Berufsgruppen, zwischen denen eine soziale Mobilität existierte. Die ersten Kolonialist:innen verstanden die Zusammensetzung der ruandischen Gesellschaft jedoch ganz falsch, sodass aus diesen Begriffen starre Kategorien gemacht wurden: Die ganze Gefährlichkeit des Begriffs der „Ethnie“ (oder „Rasse“) zeichnete sich bereits hier ab. Die allmähliche Ethnogenese – d.h. ethnische Separierung und Aufteilung – der ruandischen Bevölkerung, die seit Mitte der 1890er Jahre erst durch die deutsche, nach dem Ersten Weltkrieg dann durch die belgische Kolonialmacht sukzessive in die Mentalitäten der ruandischen Bevölkerung eingespeist worden war, zeigte hier erstmals ihr ganzes Gewaltpotenzial.2
Das, was die Kolonialist:innen an Kategorien anwandten, um ihren eigenen Blick auf die fremde Gesellschaft zu „ordnen“, korrelierte mit der Vergabe von Privilegien. Die Tutsi waren in einer ersten Phase diejenigen, die in jeder Hinsicht bevorzugt wurden. In einem zweiten Schritt erfolgte, weil die Hutu, die die große Mehrheit der Bevölkerung darstellten, sich als unterworfen und unterdrückt erlebten, der gewaltsame Umschlag: 1959 kam es zu Massakern, Plünderungen, Brandstiftungen, vor allen Dingen aber zu einer Politik der systematischen Vertreibung, durch die schätzungsweise 336.000 Tutsi das Land verlassen mussten. Grund für diese Gewalt war die Behauptung, die Tutsi gehörten in Wirklichkeit nicht zu Ruanda. Diese absurden Ursprungstheorien gingen ebenfalls auf die anthropologischen Annahmen der Kolonialist:innen zurück und machten aus den Tutsi eine zweite „Kolonialmacht“: Ruanda sei, so meinten die Hutu-Extremisten, nicht nur von den Deutschen und Belgiern kolonialisiert worden, sondern zuvor auch schon von der „feudalen Schicht“ der Tutsi, die unmöglich als „Einheimische“ anerkannt werden dürften. Folglich sah man in ihnen eine bevorzugte Oberschicht von ethnisch klar unterschiedenem Charakter. Hass und Separierungen nahmen hier weiter Form an.
Die gewaltförmige Eskalation von 1959 stellte zudem den Beginn für komplexe, migrationsgeschichtliche Konflikte dar, die für die Ermöglichung des späteren Genozids eine wichtige Rolle spielen sollten. Es lässt sich feststellen, dass sich über die Jahrzehnte (und mit klar definierbaren „Höhepunkten“ wie etwa der Verfolgungswelle des Jahres 1973 und der mit ihr einhergehende Machtübernahme durch den neuen Präsidenten Juvénal Habyarimana) ein „Gewaltwissen“ ergab, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die meisten Täter:innen blieben unbestraft, so dass sich peu à peu eine Banalisierung von Tötungen, Plünderungen und Vergewaltigungen herausbildete. Tutsi-Familien das Leben zu nehmen, wurde zu etwas „Normalem“ oder gar zu einem „nationalen Verdienst“.
Das beiliegende Selbstzeugnis entspricht der Autobiographie eines überlebenden Tutsi. Dady de Maximo Mwicira-Mitali, der im Genozid des Jahres 1994 als Zwölfjähriger durch eine große Gruppe von Erwachsenen vergewaltigt wurde, verfügt familiengeschichtlich bedingt über ein präzises Wissen bezüglich der Gewalt-Kontinuitäten zwischen den verschiedenen Jahrzehnten. In seinem Text Rwanda, un deuil impossible. Effacement et traces3, der 2021 in französischer Sprache von Florence Prudhomme herausgegeben wurde, bezieht er sich keineswegs nur auf seine eigenen Erfahrungen. Vielmehr sieht er sich als Teilhaber einer langen, intergenerationellen Kette von Verfolgung, die notwendig zum Vergleich einlädt. Charakteristisch für sein Zeugnis ist der Umstand, dass er zwischen dem Schicksal seiner Großeltern und Eltern in anderen Gewaltsituationen, die vor seiner Geburt stattgefunden hatten, und seiner eigenen Erfahrung mit dem Genozid hin- und herspringt. Seine eigene Stimme trifft auf die von älteren Personen mit anderen, vorherigen Erfahrungen. Er erzählt also nicht nur von sich, sondern gibt auch wieder, was andere Menschen ihm erzählten. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehen folglich eine Einheit ein. Dass die zeitliche Orientierung im Text nicht immer einfach ist, ist so Konsequenz der Realitäten – und nicht etwa ein Zeichen für die Unfähigkeit des Erzählers.
Im Folgenden soll anhand von Mwicira-Mitalis Zeugnis der Frage nach Brüchen und Kontinuitäten der genozidalen Gewalt in Ruanda nachgegangen werden.
Da die deutschsprachige Forschung zum Genozid an den Tutsi weit weniger ausgeprägt ist als die frankophone und auch der deutsche Buchmarkt bisher kaum auf ein an dieser Katastrophe interessiertes Publikum zählen kann4, soll am Beispiel des genannten Textes ein Bewusstsein für die Vielfalt der Autobiographien geweckt werden, die in französischer Sprache vorliegen. Es wäre notwendig, weitere Texte ins Deutsche zu übersetzen und auf diese Weise die Frage anzuregen, warum sich die Bundesrepublik 1994 nicht in der Lage gezeigt hatte, dem präventiven Anspruch des Rufs „Nie wieder Auschwitz!“5 Rechnung zu tragen und sich innerhalb der Vereinten Nationen entschieden für ein Eingreifen gegen den Völkermord einzusetzen. Ist nicht bis heute eine Verbindung zwischen Kolonialvergessenheit und der ausgebliebenen Auseinandersetzung mit dem Scheitern der Gewaltverhinderung festzustellen? Gerade in der Forschung scheint die Notwendigkeit zu bestehen, einen erinnerungspolitisch motivierten Neuanfang zu wagen.
Es kommt die Notwendigkeit hinzu, einer durch die westliche Presse stark verbreiteten Fehlinterpretation entgegenzutreten. Als ab dem 6. April 1994 der Genozid seinen Anfang nahm, sahen viele deutsche Journalist:innen darin nicht mehr als das Ergebnis „jahrhundertealter Stammesfehden“ oder „tribaler Konflikte“. Aus dem Genozid wurde auf rassistische Weise ein gleichsam naturgegebenes Ereignis gemacht, das auf einen „typisch afrikanischen Blutrausch“ zurückgeführt werden müsse. Die komplexe Geschichte, die zum Genozid geführt hatte, wurde nicht erkannt und die Gefahr, die von der Beschleunigung ausging, mit der der Mordapparat seine „Arbeit“ aufnahm, unterschätzt. Rassistische Stereotypen über die vermeintliche „Geschichtslosigkeit“ des afrikanischen Kontinents bewirkten, dass in Deutschland auch im Danach des Genozids kaum eine Reflexion über die präzisen Etappen, die zu dieser Katastrophe geführt hatten, in Gang kam.
Insofern stellt das vorliegende Selbstzeugnis eine wichtige Ausgangsbasis dar, um zu verstehen, dass es erste Anzeichen für die schiere Möglichkeit eines Genozids schon Jahrzehnte vor dem Jahr 1994 gegeben hatte. Mwicira-Mitali zeigt, dass die schulische rassistische Diskriminierung, die Kinder aus Tutsi-Familien erlitten, nicht einfach aus dem Nichts kam.6 Es wird auch deutlich, dass das Ziel, sämtliche Tutsi zu vernichten, durch die verschwörungs-mythische Idee, die Minderheit könne der Mehrheit, also den Hutu, ans Leben wollen, Konturen annahm. Das Hinzutreten des 1990 beginnenden Bürgerkriegs reichte aus, um die Gewalt zu eskalieren.7
Mwicira-Mitalis Text ist außerdem wichtig, weil er das Bewusstsein für bestimmte Gewaltpraktiken schärft. Er wagt es, mit einem Tabu zu brechen, das viele Überlebenden nach ihrer Befreiung8 durch die Exilarmee der FPR (Front patriotique rwandais, d.h. die „Ruandische Patriotische Front“, RPF) daran gehindert hat, von der Gewalt zu erzählen, die ihnen widerfahren war.9 Gemeint sind die Massenvergewaltigungen, von denen in erster Linie Frauen, junge Mädchen und weibliche Kleinkinder betroffen waren. Mwicira-Mitalis Beispiel zeigt, dass Jungen ebenso betroffen sein konnten. Viele dieser Vergewaltigungsopfer wurden von den Tätern bewusst mit HIV infiziert. Selbst wenn sie den Genozid überlebten, starben viele von ihnen kurze Zeit später an den Folgen der Krankheit. Die aus den Vergewaltigungen hervorgegangenen Kinder sahen sich oft aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Das gleiche Stigma betraf auch viele Frauen, die zu Sex-Sklavinnen gemacht worden waren.10
Getötet wurde 1994 nicht nur durch die extremistische Hutu-Miliz der Interahamwe, die moderne Waffen und Fahrzeuge zur Verfügung hatte. Auch zivile Akteur:innen aus der oft bäuerlichen Bevölkerung waren maßgeblich, gleichsam „von unten“, an der Vernichtungspolitik beteiligt.11 Gerätschaften, die bis dahin im Kontext der Feldarbeit verwendet worden waren, wandelten sich in Mordwerkzeuge. Die systematische Verteilung von Macheten, Stichwaffen und anderen, zum Töten „geeigneten“ Werkzeugen war neben aufheizenden Radio-Sendungen im Vorfeld des Genozids von Seiten des Staates organisiert worden.12
So entstand die materielle Grundlage für eine weitere Tötungs-Art, die bei Mwicira-Mitali im Zentrum steht: Er berichtet, dass die Opfer immer wieder zu Flüssen und Seen getrieben worden seien, um dort ertränkt zu werden. Ganze Familien und Vertreter:innen aller Altersgruppen wurden gnadenlos ins Wasser gezwungen, oft verletzt, halbtot oder mit Steinen um den Hals.13
Der ideologische Hintergrund für diese Gewaltform ist von seinen Ursprüngen her in der Kolonialzeit zu finden. Die Schergen, die im Angesicht der Flüsse die phantasmagorische Idee der „Abkürzung“ und des „Zurückschickens“ verbreiteten, waren der Überzeugung, es gelte die Tutsi, die vermeintlich „fremden Ursprungs“ seien, in ihre „Heimat“ „zurückzubefördern“.14 Die Idee, die Tutsi könnten unmöglich zu Afrika gehören, hatte sich durch die europäischen Kolonisator:innen ausgebreitet. Den Deutschen wie den Belgiern erschienen die Tutsi als beeindruckende Oberschicht von „geborenen Herrenmenschen“, auf die man sich bei der kolonialen Herrschaft zu stützen habe. Ähnlich wie im Antisemitismus (aus dem übrigens der Antitutsismus viele Motive übernahm) grundierten eine implizite Angst und das Gefühl, den Tutsi unterlegen zu sein, die rassistischen Konzeptionen der Kolonisator:innen.15 Während der anti-schwarze Rassismus von einer „naturgegebenen“ Unterlegenheit der Afrikaner:innen ausgeht, werden in Antisemitismus und Antitutsismus die Phantasmen ausgebreitet, wie man sich gegen die „gar zu intelligente“, „gar zu einflussreiche“, „gar zu starke“ Minderheit einer Menschengruppe wehren könne, die wesentlich überlegen sei. Der sogenannte Hamiten-Mythos schrieb den Tutsi Wanderungsbewegungen aus Abessinien, Ägypten, wenn nicht gar aus Tibet zu. Dass im Frühjahr und Sommer 1994 die ruandischen Flüsse voll mit Toten waren und sich ugandische Fischer über einen Zeitraum von drei Monaten gezwungen sahen, für diese Unzahl von angeschwemmten Opfern aus dem Nachbarland zu Leichenbestattern zu werden, verweist auf den bestimmenden Einfluss, den die Sprache und die mit ihrer Hilfe verbreiteten Geschichts- und Identitätskonstrukte auf das Handeln nehmen können.
In dieser Hinsicht aber darf die europäische Kolonialgeschichte von der Geschichte des Genozids nicht getrennt werden.16 Vielmehr sollte der Tatsache Rechnung getragen werden, dass die deutschen Kolonisator:innen zwar keinen Genozid planten als sie die ruandische Bevölkerung in drei Gruppen kategorisierten, dass ihre rassistischen Konzepte langfristig jedoch nicht ohne Folgen blieben. Insofern regt Mwicira-Mitalis Zeugnis dazu an, die Beschäftigung mit kolonialgeschichtlichen Fragen nicht von der Genozidforschung zu trennen, sondern beide in ihrer Verflechtung zu betrachten.
Referenzen
- Einen Überblick über die ruandische Geschichte vom Kolonialismus bis in die Gegenwart bietet: Anne D. Peiter, Der Genozid an den Tutsi Ruandas. Von den kolonialen Ursprüngen bis in die Gegenwart, Marburg 2024.
- Genaueres dazu in: Anne D. Peiter, Die Ethnogenese und der Tutsizid in Ruanda. Überlegungen zum kolonialen Erbe mit Blick auf die deutsche Kolonialfotografie, in: Zeitgeschichte digital, hrsg. vom Leibniz-Zentrum für zeithistorische Forschung, 2024.
- Auf Deutsch: Ruanda, die unmögliche Trauer. Auslöschung und Spuren. Die Übersetzung der folgenden Auszüge stammt von der Autorin.
- Der Blick auf den deutschsprachigen Buchmarkt reicht aus, um eine deutliche Differenz gegenüber dem französischsprachigen festzustellen. Autobiographien, die in großer Zahl auf Französisch vorliegen, sind nur in seltenen Ausnahmefällen ins Deutsche übertragen worden. Auch die deutsche Forschung hat sich nur wenig mit Ruanda beschäftigt. Während auf der Straße vor dem Pariser „Mémorial de la Shoah“ in diesem Jahr eine Gedenk-Ausstellung zum 30. Jahrestag des Genozids zu sehen war, hat es in deutschen Gedenkstätten kein entsprechendes Projekt gegeben. Der fehlenden Aufarbeitung der Geschichte des Kolonialismus des Deutschen Kaiserreichs in Ruanda entspricht also irritierenderweise zugleich auch die fehlende Aufarbeitung bezüglich des Genozids.
- Oder wie Theodor W. Adorno in Erziehung nach Auschwitz (1966) formulierte: „Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederhole, nichts ähnliches geschehe.“
- Welche Auswirkungen die schulische Unterdrückung in Bezug auf das Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern hatte wird untersucht in: Anne D. Peiter, „Beispiellos Beispielhaftes. Zu Vorbildern in autobiographischen Erinnerungstexten von Überlebenden der Shoah und des Tutsizids in Ruanda“, in: André Schütte/Jürgen Nielsen-Sikora (Hrsg.), Wem folgen? Über Sinn, Wandel und Aktualität von Vorbildern, Berlin 2023, S. 169–184.
- Wie der Historiker Raul Hilberg mit Blick auf die Shoah betont hat, ist es nicht nur schwierig, sondern vielleicht sogar unmöglich, „hinreichende Gründe“ zu nennen, die erklären, warum ein Genozid möglich wird. Je weiter man in die Details vordringt, desto unfasslicher wird das, was geschah. Dennoch kann man zusammenfassend sagen, dass es vielerlei Faktoren gab, die den Weg zur Massengewalt ebneten. Da ist zum einen die Gewöhnung an die Gewalt, die durch Jahrzehnte hindurch eingeübt wurde. Kollektive Ängste und Verschwörungsmythen, die in den Auslandstutsi eine existentielle Gefahr sahen, wurden von den Hutu-Extremisten auf die Nachbar:innen im eigenen Land übertragen und erhöhten die Gewaltbereitschaft. Die ökonomische Krise der späten 1980er Jahr trat als zusätzlicher Faktor hinzu. Entscheidend war außerdem der Bürgerkrieg, der die Behauptung ermöglichte, die Hutu seien die eigentlichen Opfer einer Bedrohung und die Tötung von Babys und Ungeborenen nichts anderes als der Versuch zur „Selbstrettung“. – Zur Frage nach dem „Warum“ von Genoziden vgl.: Anne D. Peiter, Genozide und die Frage nach dem ‚Warum?‘ Komparatistische Überlegungen zum Konzept der ‚extremen Grundlosigkeit‘ in autobiographischen Zeugnissen von Überlebenden der Shoah und des Tutsizids, in: dive-in 2023, 3 (1).
- Zur Befreiung vgl.: Anne D. Peiter, Zur Darstellung von Krieg und Befreiung von autobiographischen Zeugnissen von Überlebenden der Shoah und des Tutsizids, in: Literatur im Unterricht. Texte der Gegenwartsliteratur für die Schule 24 (2), 2023, S. 181–194.
- Bei der RPF handelte es sich um eine Organisation, die mit militärischen Mitteln das Recht der Vertriebenen durchsetzen wollte, wieder ins Land kommen zu dürfen.
- Eine weitere Tötungsmethode bestand in der bewussten Vernachlässigung, was Hunger und Durst implizierte. Dazu: Anne D. Peiter, Faim, soif, génocide. Réflexions sur quelques autobiographies écrites par des rescapés du Tutsicide au Rwand, in: Florence Magnot-Ogilvy (Hrsg.), Les spectres de la faim. [im Erscheinen]
- Dazu Genaueres in: Anne D. Peiter, Der Alltag des Tötens. Der Tutsizid in Ruanda als „landwirtschaftlicher Genozid“ im Spiegel von Jean Hatzfelds Täter-Interviews, in: Wiener digitale Review 2024. Einschlägig für diese Frage ist auch: Anne D Peiter, „C‘était devenu un aller-de-soi“. Redundante Rechtfertigungsstrategien in autobiographischen Zeugnissen von Tätern im Rückblick auf den Genozid an den Tutsi 1994, in: Alexander Fischer/Mathis Lessau (Hrsg.), Rechtfertigungsspiele. Über das Rechtfertigen und Überzeugen in heterodoxen Wissensdiskursen, München 2024, S. 127–157.
- Zur Dehumanisierung und Animalisierung durch das Hass-Radio und seine Rezeption in der Hutu-Bevölkerung vgl.: Anne D. Peiter, Invektiven im Genozid. Zu Zeugnissen von überlebenden Tutsi, in: Heidrun D. Kämper/Simon Meier-Vieracker/Ingo H. Warnke, Invective discourse, Berlin 2023, S. 149–175.
- Zur Schuldabwehr und Verdrängung der Täter:innen nach dem Genozid vgl.: Anne D. Peiter, „Tausche abgebüßte Haft gegen komplette Entschuldung“. Aushandlungen von Schuld und Vergebung in Jean Hatzfelds „Une saison de machettes“, in: Indes. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Heft 4 (= Gesellschaft und Gefängnis), 2023, S. 89–98
- Anne D. Peiter, Migration – Krieg – Genozid. Zur Migrationserfahrung in autobiografischen Texten von Überlebenden des Genozids an den Tutsi Ruandas, in: Archiv für Sozialgeschichte 64, S. 317–338.
- Solche Thesen zeigten sich auch an der Benennung eines Dampfers, der in der Weimarer Republik vom Stapel lief und auf den Namen „Watussi“ (= Pluralform von Tutsi) getauft wurde. In dieser Phase des Kolonialrevisionismus sollte durch den Namen die Überlegenheit, die Eleganz, der Reichtum und die Internationalität der Tutsi herausgestellt werden. Vgl. dazu: Anne D. Peiter, Die Watussi auf dem Wasser. Überlegungen zu kultur‑, fotografie- und literaturgeschichtlichen Quellen eines Schiffsnamens und seiner ethnifizierenden Ausdeutung, in: Nordelbingen. Beiträge zur Geschichte der Kunst und Kultur, Literatur und Musik in Schleswig-Holstein.
- Zum allgemeinen Kontext des Kolonialismus und seiner langfristigen, historischen Einordnung: Anne D. Peiter, Träume der Gewalt. Studien der Unverhältnismäßigkeit zu Texten, Filmen und Fotografien. Nationalsozialismus – Kolonialismus – Kalter Krieg, Bielefeld 2019.